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Die Fußball WM in Katar - PR-Desaster oder doch ein Erfolg?

10. Januar 2023 von Christian Benzing in Real Communication

Die Schlagzeilen im Dezember waren geprägt von der Fußball-WM 2022. Die Weltmeisterschaft war bekanntermaßen so kontrovers und umstritten wie nie zuvor. Für uns stellt sich im Rückblick nun eine wichtige Frage: War die WM aus PR-Sicht für den Veranstalter ein erfolgreiches Projekt?

Die Fußball WM in Katar - PR-Desaster oder doch ein Erfolg?

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar ist zu Ende. Lionel Messi und die Argentinier haben sich die Krone aufgesetzt. Als das größte und bekannteste Sportereignis der Welt hat die WM eine enorme mediale Aufmerksamkeit und extrem hohe Zuschauerzahlen in allen Regionen und Ländern der Welt.

Dabei war diese Weltmeisterschaft bekanntermaßen so kontrovers und umstritten wie nie zuvor. Tausende Tote auf den Baustellen, der Umgang mit Menschenrechten und die anhaltenden Korruptionsvorwürfe sind bekannt und haben vor allem in Deutschland die Debatten beherrscht.

Aus unserer Sicht aber eine wichtige Frage: War die WM im Nachhinein aus der PR-Sicht für den Veranstalter ein erfolgreiches Projekt?

Unbestreitbar scheint, dass die FIFA regelmäßig jeden eigenen moralischen Anspruch unterbietet. Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften ist regelmäßig dubios, dabei sei nur an das Sommermärchen 2006 erinnert. Und dennoch war diese Weltmeisterschaft in Katar selbst für FIFA-Maßstäbe nochmal besonders denkwürdig. Auch wenn Korruptions- oder Menschenrechtsthemen für Großereignisse mittlerweile wohl zum Standard gehören, hat die Katar-WM die FIFA nachhaltig geschädigt. Dabei ist nicht einmal an die zahlreichen Diskussionen und das allgemein unwürdige Verhalten der FIFA rund um Präsident Infantino gedacht (siehe "One-Love").

Und dennoch ist dieses Thema zuvorderst ein rein deutsches. Hierzulande ist ein beinahe toxisches Werbeumfeld entstanden, mit einbrechenden Umsätzen für Gastronomie und Unterhaltungsindustrie.

Im internationalen Sektor hat die WM jedoch aus PR-Sicht WM hervorragend funktioniert.

Vier Wochen Fußball haben gezeigt, wie sich der Wind drehen kann. Und nach dem Ende der WM lässt sich festhalten: "Sports-Washing" funktioniert. Neben Messi und Argentinien ist vor allem Katar der eigentliche Gewinner dieser WM. Der Gastgeber hat der ganzen Welt gezeigt, wie man das größte Sportereignis der Welt organisiert. Saubere Städte, funktionierender Personennahverkehr, keine gewalttätigen Zwischenfälle oder Auseinandersetzungen. An dieser Bilanz müssen sich zukünftige Ausrichter messen lassen, beginnend mit Deutschland zur EM 2024.

Und am Ende waren es doch vor allem Jubel-Bilder, die um die Welt gingen. Ob marrokanische Spieler, die mit ihren Müttern auf dem Spielfeld feiern oder die argentinischen Fans, die bei allen Spielen und in der Stadt eine große Party feierten. Die westlichen Diskussionen um Menschenrechte wirken im Nachhinein beinahe störend. Spätestens zu den Finalspielen wollten auch die heimischen Fußballfans davon nichts mehr hören. Dass im Finale dann auch noch mit Messi und Mpappe die zwei Superstars des Katar-Klubs PSG St. Germain gegeneinander spielen und damit eine der besten Stories überhaupt geschrieben wurde, passt dann noch perfekt ins Bild. Dies wird dann auch die Geschichte sein, die man sich in zehn, zwanzig Jahren über diese WM als erstes erzählen wird.

Gerade für die arabische Welt war diese WM ein nachhaltiger Erfolg und hat diese Region endgültig auf die Landkarte für Großereignisse gebracht. Dass der Mittlere Osten und Nordafrika hier gemeinsam feierten, hatte schon panarabische Züge. Europa hat sich dagegen doch eher ins Abseits gestellt. Vor allem das deutsche Auftreten, das Theater um die One-Love-Binde sowie die „Mund-zu-Geste“, haben im Nachhinein keinen positiven Eindruck hinterlassen, den deutschen Protagonisten sogar Häme eingebracht.

Nach der Weltmeisterschaft lässt sich festhalten: Katar hat diese Veranstaltung aus PR-Sicht viel gebracht. Trotz der massiven Kritik im Vorfeld, trotz der bewiesenen und vermuteten Korruptionsfälle, trotz des großen Desinteresses in der westlichen Welt; Katar hat bewiesen, dass Sports-Washing funktioniert. Auch die größte Kritik kann nicht verhindern, dass selbst autokratische Regime durch solche Veranstaltungen ihr Image in der Welt aufpolieren können. Fraglich, ob das Ansehen sich denn auch in Deutschland und den europäischen Ländern verbessert hat. Festhalten lässt sich dabei jedoch auch: Wir waren auch nie die Zielgruppe der Kataris.

Foto: unsplash

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