Vorurteile gegenüber TikTok halten sich hartnäckig: zu jung, albern, nicht B2B-relevant. Viele Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft tun sich daher (noch) schwer, die Social-Media-Plattform in ihre Kommunikationsstrategie zu integrieren – sei es mit eigenem Content oder Werbemaßnahmen. Warum TikTok aber durchaus einen Mehrwert für die Branche bieten kann, liegt unter anderem am enormen Wachstumspotenzial des Videoportals, welches Content-Driven statt Network-Driven ist.
TikTok gehört zu den Social-Media-Durchstartern der vergangenen drei Jahre. Ein Report von App Annie, ein Analysetool für den gesamten App-Markt, hat für 2022 weltweit 1,5 Milliarden User prognostiziert. In Deutschland ist TikTok letztes Jahr von 10,7 auf 15 Millionen monatlich aktive Nutzer angewachsen. Aktuell verzeichnet TikTok schon 18 Millionen monatliche Nutzer mit einer Verweildauer von 80+ Minuten pro Tag und könnte in diesem Jahr sogar noch bei 22 Millionen Nutzern landen. Die Nutzerschaft liegt dabei größtenteils zwischen 18 und 24 Jahren. Global betrachtet sind mittlerweile jedoch 58 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer 25+. Der Clou dabei: Man erreicht die Generation Z und hat damit einen „First Mover“-Effekt für die Branche. Darüber hinaus findet mit 20 Prozent der Nutzerverteilung auch in den Altersgruppen 35+ die Plattform immer mehr Anklang.
Großes Potenzial für Brand Awareness und Employer Branding
Marken und Unternehmen können somit auf TikTok eine immer größere Reichweite und Brand Awareness generieren. Aber zunächst sollte man genau scannen, inwieweit die Plattform zu Geschäftsmodell passen könnte – zum Beispiel über eine Zielgruppenanalyse und Hashtag-Suche. Entscheidet man sich schließlich für einen Business-Account, ist bei der Content Creation vor allem die native Einbindung der Challenges, Trends und angesagten Sounds in der Unternehmensbotschaft wichtig. TikTok sollte hier nicht als einzelner Kanal, sondern viel mehr als Mehrwert in der User Journey gesehen werden. Das untermauert u.a. TikTok-Experte und weCreate-Gründer Adil Sbai in einem Interview mit OnlineMarketing.de: „Werbebotschaften müssen subtil und authentisch sein. Aktualität und Relevanz sind von größerer Wichtigkeit als auf Instagram.“ Die Umsetzung reicht dabei von mit Musik unterlegten Foto- oder Animations-Facts bis hin zu Corporate-Influencer-Videos. Dabei gilt für den Inhalt: Mut wird durchaus belohnt und ja, es darf auch gerne witzig sein. Fokus ist und bleibt jedoch die Authentizität, die besonders von der TikTok-Community kritisch begutachtet wird.
Die Immobilienwelt auf TikTok
Das dies ganz gut funktionieren kann, beweisen bereits einige Akteure der Branche. Zum Beispiel präsentieren Engel und Partner Immobilien auf ihrem Account mit aktuell über 6000 Followern virtuelle Immobilienrundgänge. Dann gibt es immo.tommy, der über Trends und Klischees der Branche unterhaltsam informiert und der sage und schreibe an die 700.000 Follower hat. Weiterhin zu erwähnen wären die Lieblingsmakler (Rudkowski & Hag, 273.3k Follower), phi24.de, ein Immobilienmakler in der Region Aachen und Köln oder der immobilienpabst (27.5k Follower), der sich vorwiegend mit Luxusimmobilien beschäftigt.
Am Puls der Zeit
Sicherlich, TikTok ist nicht für jedes Unternehmen eine Option. Daher sollte im Vorfeld eine genaue Analyse durchgeführt werden. Hierbei tauchen viele Fragen auf: Wen möchte ich inspirieren? Kann ich adäquate Inhalte zum Entertainment und Information à la #LernenMitTikTok liefern? Arbeite ich mit externen Influencern oder Content Creatoren zusammen? Wer übernimmt die Konzeption? Zu letzterem: Auch bei uns werden die Rufe nach TikTok in jüngster Zeit lauter. Es trudeln immer mehr Anfragen von Kunden ein, die TikTok in ihre digitale Kommunikationsstrategie implementieren möchten. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig und sollten eher heute als morgen ausgelotet werden, denn sonst hinkt man womöglich den digitalen Entwicklungen (wieder einmal) hinterher. Wie etwa vor ungefähr zwei Jahren, als ein Großteil unserer Branche erst mit Verspätung das Potenzial des Business-Netzwerks LinkedIn erkannt hat. Also, los geht’s!
Foto: Solen Feyissa /unsplash
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